Donnerstag, 22. November 2018

Lena

Die sechsjährige Lena muss morgens allein aufstehen, ohne geweckt zu werden, flechtet sich selbst die Haare, bereitet ihre Brote für die Schule zu. Die Mama liegt noch auf der Couch und schläft. Neben ihr steht eine halb ausgetrunkene Weinbrandflasche, der Deckel liegt noch daneben, der Aschenbecher auf dem Tisch qualmt noch vom Abend. Leise nimmt Lena die Flasche und schüttet den Inhalt ins Spülbecken, sie muss ja aufpassen, dass Mama nicht zu viel trinkt, dann deckt sie die Mama noch schnell leise zu, damit sie nicht krank wird. Dann aber schnell zur Schule. Dort angekommen, wie des öfteren zu spät, beginnt sie im Unterricht zu träumen und die Konzentration fällt ihr schwer. Schließlich schläft sie im Unterricht ein.
 Nach einem anstrengenden Schultag nun schnell nach Hause, ohne zu wissen, was sie erwartet, schläft Mama noch immer?, oder ist sie schon wieder betrunken? ersteinmal die Wohnung aufräumen, die leeren Flaschen entsorgen und hoffen, dass Mama nüchtern ist und sie so ein paar schöne Stunden mit ihr haben kann. Abends fällt Lena totmüde ins Bett, für Hausaufgaben bleibt keine Kraft mehr. Im Wohnzimmer klimpert wieder die Flasche, sie kennt dieses Geräusch sehr gut und weiß, dass es wieder eine Nacht mit sehr wenig Schlaf werden wird.

 Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem, was tausende Kinder allein in Deutschland täglich erleben und damit groß werden. Diese Kinder mögen stark wirken, ja sie müssen ganz stark sein. Viele dieser Kinder erleben erst im Erwachsenenalter, welche Schäden dieses Trauma mit ihnen angestellt hat und tragen diese Wunden ihr Leben lang mit sich herum. Meist schweigen sie. Schließlich haben sie gelernt, sich anzupassen, nicht auffallen zu dürfen, "normal" zu sein, ihre trinkenden Eltern vor der Gesellschaft geheim zuhalten. Ich freue mich sehr darüber, dass du diesen Text gelesen hast und wenn es dir vielleicht ähnlich wie Lena geht, dann freue ich mich, wenn wir in Kontakt treten.

 Liebe Grüße Susi.



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