Dienstag, 4. Dezember 2018

Co- Abhängigkeit- WER soll denn sonst helfen?






Stell dir vor, du hast einen alkoholabhängigen Menschen in deiner Familie. Sagen wir, es ist deine Mutter. Du bist zwar mittlerweile erwachsen, doch tief in dir drin bist du immer noch das kleine Mädchen, dass Angst um ihre Mutter hat. Tag für Tag, da sie sich schon morgens eine Flasche Weinbrand genehmigt hat. Deine Ängste, deine Bedenken und deine Sorgen sind nach wie vor präsent und waren nie weg, auch wenn du schon lange erwachsen bist und dein eigenes Leben führst. 
Sicher, du meinst dein Leben im Griff zu haben. Du hast einen Job, eine Familie, ein Haus und Freunde. Nach außen hin eben ganz normal. Du funktionierst so, dass andere Menschen nicht schlecht von dir denken. Du bist natürlich ein Profi darin, dein echtes "ICH" zu verstecken und das kleine Mädchen welches einfach nur Angst um ihre Mutter hat, eingesperrt zu lassen. Schließlich bist du ja erwachsen und man sollte denken, dass du damit klar kommst. 

Und dann kommt wieder eine Situation, die deine kleine Co- Abhängige Seite aufleuchten lässt. 
Du telefonierst mit deiner Mutter. Sie ist nüchtern und diesen Zustand kennst du womöglich kaum noch. Du saugst das Gespräch auf wie ein Schwamm. Wie die Liebe, die du damals nie bekommen hast, weil der Alkohol deine Mutter zu einem Monster hat werden lassen. 

Sie erzählt dir von ihren Plänen, vielleicht möchte sie nicht mehr trinken, vielleicht möchte sie umziehen in eine Einrichtung für Alkoholiker, damit sie mehr Hilfe im Alltag bekommt und du somit nicht mehr die tägliche Angst verspührst, dass sie womöglich schon tot in ihrem eigenen Erbrochenem liegt und es niemand merkt, da sie allein ist. 
Und plötzlich kommen wieder diese kleinen unberechenbaren Hoffnungen, die dich schon in deiner frühesten Kindheit verfolgt haben, dich aber immer im Stich gelassen haben. Du bist erwachsen und versuchst sie zu verdrängen. Vielleicht schafft sie es ja und hört mit dem trinken auf? Vielleicht sollte ich ihr noch eine 1099 Chance geben? 
Plötzlich überlegst du wieder, ob alles so richtig war, wie du reagiert hast. Hätte ich ihr mehr helfen sollen? Ich muss Verständnis haben für ihr Leid und ihr Leben. Ich muss ihr helfen. 
Ein einziges Telefonat kann manchmal deine ganzen Gedanken durcheinander bringen, ein einziges Wort zerstört die Mauer die du dir in deinem Kopf zu deinem eigenen Schutz aufgebaut hast. 
Eigentlich weißt du, dass all deine Hoffnungen tot sind, du nicht mehr daran glaubst, dass sie es jemals schaffen wird, genau dieses Wissen zerfrisst dich innerlich und der Schmerz der in deiner Brust sitzt, bohrt sich noch tiefer in dein Inneres. 

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit.... kennt ihr diese Werbung. Ein einsamer alter Mann, der seinen Weihnachtsbaum allein schmückt, sich den Weihnachtbraten allein in den Ofen schiebt und schließlich ganz allein an seinem großen Tisch sitzt und isst. Er ist traurig und einsam, er hat keine Familie mehr. Ich muss mir jedesmal die Tränen zurück halten, damit niemand sieht, dass ich traurig bin. Nun stell dir vor, es ist deine Mutter, versetz dich in ihre Lage, tut das nicht einfach nur weh? 

Meine große Frage aller Fragen besteht weiterhin und nun schon seit 32 Jahren, WIE GEHE ICH DAMIT UM? WAS ist richtig und was ist falsch? Es gibt doch niemanden ausser mir, ohne mich schafft sie es doch nicht. 

Kennst du das auch? Wie gehst du mit solchen Gefühlen um? In welchen Situationen kommen bei dir die bösen Hoffnungen? Was tust du, damit es dir besser geht?

Ich freue mich sehr auf deine Antwort über das Kontaktformular. 

Viele liebe Grüße und eine schöne Weihnachtszeit

Susi


1 Kommentar:

  1. Liebe Susi!

    Vielen Dank für diesen Beitrag. In vielen Punkten finde ich mich wieder, wenn ich an meinen Vater denke, der nun mittlerweile alleine lebt, weil er durch den Alkohol alles verloren hat. Ich merke aber schnell, wenn ich mich in meiner Co-abhängigkeit verstricke und mich das Thema Alkoholismus wieder zu sehr einholt. Eine gute Distanz und gesunde Grenzen sind für mich essenziell. Und immer wieder das Bewusstsein darüber, dass ich nicht für die Krankheit oder das Leben eines anderen Menschen verantwortlich bin...

    Liebste Grüße, Mel

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