Sonntag, 24. März 2019

Zwangsräumung, zwischen hoffen und bangen

Herzlich willkommen, ich freue mich sehr, dass du da bist.
Ich möchte heute von zwei Geschwistern berichten, die mittlerweile erwachsen sind, jedoch immer noch sehr unter der Alkoholsucht der Mutter leiden. 

Luisa und Isabell, beide erwachsen. Sie haben Mann und Kinder, Haus und Hof sowie einen guten Job. Ein Leben, wie es normaler nicht sein könnte. Oder? 
Die Antwort ist "NEIN". 

Ihre Mutter ist starke Alkoholikerin. Die beiden jungen Frauen wuchsen nicht bei ihr auf. Die eine lebte seit ihrem 7. Lebensjahr bei ihrer Oma und die andere bei ihrem Vater bzw. auch eine zeit lang in einem Kinderheim. 
Trotzdem zeigten die beiden unglaubliche Stärke und bestritten ihren Weg. Wie es innen aussieht, kann man nur erahnen. Tief drinnen sitzen Gefühle wie Schmerz, Angst, Trauer und Ohnmacht. 

Dieser Cocktail an grausamen Gefühlen kam ihnen kürzlich erneut hoch. 
Ein Anruf von einer unbekannten Telefonnummer stellte sie erneut vor große Herausforderungen. 
Es war der neue Betreuer der Mutter, er schien kompetent zu sein und unglaublich hilfsbereit. Er informierte darüber, dass die Mutter bereits wieder in einer Klinik für Alkoholabhängige sei, da ihre Wohnung nun aufgrund Mietschulden Zwangsgeräumt wird. 
Heiß und kalt überkam es den jungen Frauen in dem Moment.  Einerseits empfanden sie Freude und Hoffnung, denn die Zwangsräumung scheint nun die Möglichkeiten der Mutter, allein weiter vor sich hin zu siffen, stark zu reduzieren, andererseits trauten sie sich nicht mehr an Hoffnungen festzuhalten, ihre Mutter schafft es irgentwie vom Alkohol weg. Wieder steht die Möglichkeit offen, dass sie in ein betreutes wohnen ziehen kann. Die beiden Geschwister versuchten dies zwar bereits unzählige male erfolglos, jedoch ist die Mutter nun ohne Wohnung und somit könnten sie den Druck auf die Mutter damit erhöhen sich helfen zu lassen. 



Der Tag X stand an, der Betreuer und die beiden Geschwister trafen sich vor der Wohnung der Mutter, um letzte persönliche Sachen aus der Wohnung zu holen. Niemand wusste, was genau hinter der verschlossenen Tür liegt, in der bereits das Schloss ausgetauscht wurde. 

Nachdem der Betreuer die Haustür geöffnet hatte, überkam den dreien ein schauriges Gefühl. Der Flurteppich war von erbrochenem übersät, das Bad voller Blut und in der Küche konnte man sich nur mit Atemschutzmaske aufhalten. Das Fenster im Schlafzimmer, in dem bereits ein Mitbewohner der Mutter starb als er sich im Alkoholrausch selbst einen sperrigen Gegenstand auf den Kopf schlug und dort tagelang tot in seinem eignen Kot und Blut lag, wurde nur noch von einer herausgerissenen Tür im Rahmen gehalten. 

Als die beiden Töchter dann im Wohnzimmer die Schränke öffneten, fanden sie Fotoalben aus längst vergangener Zeit, Kinderbilder und Hochzeitbilder der Mutter, auf denen sie noch wunderschön aussah. Nicht zu vergleichen, mit dem heutigen Tod auf 2 Beinen. 

Viele Stunden vergingen. Einige Umzugskartons und blaue Säcke voller Kleidung später, sowie unzählige Pflanzen, an denen die Mutter so sehr hing, wurde alles in die Autos geladen und in die Klinik gefahren, wo es zwischen gelagert wird. 

Dann der Moment, als die Töchter ihrer Mutter entgegenstanden. Es ist für sie jedes Mal eine Achterbahn der Gefühle, diese Frau zu sehen. Die einst so wunderschönen blonden Haare, welche immer frisiert waren, hingen schwach herunter, die Haut gezeichnet vom jahrelangen Alkoholkonsum und der leere Blick der Mutter, der keinerlei Lebenswille mehr ausstrahlte. In diesen wenigen Sekunden kam in den Geschwistern ein dicker Kloß herauf, der so dick ist, dass es ihnen die Luft zum Atmen nahm. Eine Umarmung, welche in keinster weise die einer Mutter und einer Tochter ähnlich sah, folgte. Sofort machte sich eine Spannung zwischen Mutter und Töchter sichtbar und sie begannen zu streiten. Ein Raum, gefüllt von Schmerz und Ohnmacht. 
Nach einem Besuch von ungefähr 10 Minuten fuhren die Töchter wieder Heim zu ihren Familien, wieder mit kochenden Emotionen und Tränen in den Augen. 

Wird die Mutter sich tatsächlich für ein betreutes wohnen entscheiden oder wird sie ihr Schicksal besiegeln, wieder in eine Wohnung ziehen und sich dort zusammen mit dem Alkohol dem Tod entgegensaufen?


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